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WINTER 2014/ 15MAGAZIN DER FERIENREGION EISACKTALKLEINKUNST IM KELLERDie Gruppe Dekadenz als Vorreiterder Südtiroler KleinkunstszeneVILLANDERER ALM BEI KLAUSENWinterwandern im Tal der WegePlusWinterkartezum HerausnehmenFAMILIENZEITIM SCHNEEUrlaub für Groß und Klein im Skigebiet Ladurnsund im PlerschtalENGLISHSUMMARYINCLUDED

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06 Mix up❱ Skisafari Dolomiten❱ Ausgewählte Winterwanderwege❱ Moderne Kunst im Museion in Bozen❱ Weihnachtsmärkte im Eisacktal❱ Designerhandtaschen aus Holz08 Familienzeit im Schnee Skifahren, Rodeln undToben im Schnee: Urlaub für Kinder und Erwachsene imSkigebiet Ladurns und im Plerschtal12 Mondscheinrodeln Eine nächtliche Rodelpartieauf der Fane Alm in Gitschberg Jochtal14 Winterwandern Mit und ohne Schneeschuhe dasAlmengebiet von Feldthurns und Villanders erkunden16 Kultur Die Gruppe Dekadenz in Brixen als Vorreiterder Südtiroler Kleinkunstszene18 Skitouren Bergführer Erwin Steiner über Reiz undRisiko des Skitourengehens. Und eine Traumtour fürEinsteiger.21 Nachhaltige Tierzucht Die Schafzüchter ausSterzing und Umgebung auf neuen Wegen24 Destillierkunst Im Gratznhäusl in Ridnaun brenntManfred Volgger feinste Schnäpse0812Familienzeitim Schneein PlerschRodelpartiebei Vollmondschein26 Kloster Säben und Klausen Die Mystik deshöchsten Klosters im Tal der Wege28 Kulinarik Eine illustrierte Anleitung zur Zubereitungdes Südtiroler Apfelstrudels30 Brauchtum Die Klöckler von Schalders bei Brixenhalten einen fast vergessenen Brauch lebendig2633 Das Tal der WegeKloster Säben,der Berg desGlaubens34 English Summary37 Eisacktal-Winterkarte mit allen Infos zumHerausnehmen38 Info Wissenswertes über Anreise, Klima undVerkehrsverbindungen24Die hoheKunst desDestillierens3

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Foto: Stefano ScatàEin Bett im HeuIm Heu baden – diese Südtiroler Tradition erfährt zurzeit einen Aufschwung, die „Badlkultur“ ist imTrend. Wohltuend und entspannend ist es, im Heu einzutauchen: Es fördert die Durchblutung, durchdas Schwitzen werden Giftstofe ausgeschieden und Abwehrkräfte aktiviert. Voraussetzung für dasgesunde Heubad ist die Qualität des Heus: Das Südtiroler Bergheu wächst auf naturbelassenen Almwiesen und enthält eine Vielzahl von Gräsern und Kräutern wie Frauenmantel, Ehrenpreis, Brunelle,Bergschafgarbe, Enzian oder Arnika. Die darin enthaltenen ätherischen Öle werden über die Hautaufgenommen – und entfalten dann ihre wohltuende Wirkung. Ein Heubad genießen kann man beispielsweise im Lindenhof in Obervintl oder im Alpenbadl Oberfraunerhof bei Feldthurns.www.eisacktal.com5

REGERPISTENWECHSELDas Eisacktal ist umkreist von Bergen und Pisten, und damit der ideale Ausgangspunkt für einen abwechslungsreichen Skiurlaub: Zum einen verfügt es rund umSterzing und Brixen selbst über größere und kleinere Skigebiete, zum anderensind die Skizentren in den Dolomiten wie Gröden, Seiser Alm, Alta Badia oderKronplatz ganz nah. Mit dem Skipass „Dolomiti Superski“, dem weltweit größtenSkiverbund mit 1.200 Kilometer Piste und 450 Aufstiegsanlagen, der auch in denEisacktaler Skigebieten Plose in Brixen und Gitschberg-Jochtal gültig ist – oderdem Kombipass Eisacktal/DolomitiSuperski – lässt sich jeden Tag ein anderesSkigebiet erkunden. Die „Skisafari Eisacktal“ ist hingegen ein Angebot zur Erkundung der Skigebiete in den Dolomiten; in den Gebieten von Klausen und NatzSchabs ermöglichen spezielle Bustransfers ein täglich wechselndes Pistenerlebnis.www.eisacktal.com / Aktivitäten / Skifahren & WintersportWinterwandernim „Talele“Das Altfasstal in Meransen ist ein langgezogenes, idyllisches Seitental: Zunächst wandert man durch den tiefverschneiten Wald, bis sichschließlich das Tal öfnet und den Blick auf den Talschluss mit derSeefeldspitze freigibt. Ein gut präparierter Winterwanderweg, der alsRundweg konzipiert ist, führt in gemütlichen zwei Stunden und knappen sieben Kilometern durch dieses „Talele“, das im Winter eine ganzbesondere Stille bietet. Ausgangspunkt ist der Parkplatz Altfasstaloberhalb von Meransen im Gebiet Gitschberg Jochtal. Der Rundwegist einer der zehn ausgewählten Eisacktaler Winterwanderwege, dieabseits von Pisten auf geplegten Wegen durch den Winter führen.www.eisacktal.com / Tal der Wege / Die 10 Winterwanderwege6www.eisacktal.com

Moderne Kunstim KunstbauVerglaste Fassade, silbrige Aluminium-Außenhaut und eine wellenförmigeZwillingsbrücke, die über den Fluss Talfer führt: Das Museion – Museum fürmoderne und zeitgenössische Kunst im Stadtzentrum von Bozen zeigt seineninnovativen Charakter bereits auf den ersten Blick. Im Inneren verteilen sich dieAusstellungsräume auf vier lichtdurchlutete „Kunst“- Ebenen; in Wechselausstellungen ist hier junge Kunst der internationalen und lokalen Szene zu sehen.Ein bis zwei Stunden sollte man sich für den (barrierefreien) Rundgang Zeitnehmen, anschließend lässt sich im angrenzenden gemütlichen Café über dasGesehene diskutieren. Geöfnet ist das Museion jeweils Dienstag bis Sonntagvon 10 bis 18 Uhr, am Donnerstag von 18 bis 20 Uhr ist freier Eintritt mit einerGratisführung um 19 Uhr. Von Oktober 2014 bis März 2015 sind im Museionunter anderem Werke der amerikanischen Künstlerin Carol Bove zu sehen, diemit Skulpturen des venezianischen Architekten Carlo Scarpa kombiniert werden.www.museion.itAdventsweisen am WeihnachtsmarktDie Sänger des Männergesangvereins Brixen stimmen ein volltöniges „StilleNacht“ an, beim Gospelchor aus Mühlbach wird’s besinnlich-schwungvoll und dieAlphornbläser lassen Tiroler Adventsweisen aus den langen Holzrohren ertönen:Auf den Original Südtiroler Weihnachtsmärkten in Brixen und Sterzing sorgenvorwiegend heimische Musikgruppen und Chöre für authentische Weihnachtsstimmung. Ihre Konzerte verdienen sich durchaus ein achtsames Zuhören, denndas musikalische Niveau der auftretenden Gruppen ist stets sehr hoch. Geöfnetsind die Original Südtiroler Weihnachtsmärkte am Domplatz in Brixen und amStadtplatz von Sterzing vom 28. November 2014 bis 6. Januar 2015, werktags von10 – 19:30 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 9:30 Uhr (in Sterzing ab 9 Uhr) bis19 Uhr. In Klausen hingegen indet an den Wochenenden vom 28. November bis28. Dezember 2014 ein Mittelalterlicher Weihnachtsmarkt statt, jeweils Freitagvon 15-19 Uhr, Samstag und Sonntag von 10-19 Uhr.www.weihnachtsmarkt-brixen.com; gbares Holz„Holz ist ein wunderbares Naturprodukt und nicht nur für dieWeiterverarbeitung zu einem Möbelstück geeignet“, so derEisacktaler Norbert Öttl, ehemaliges Model und Tischler ineiner Person. Er und seine Partnerin kreieren Taschen ausHolz – von der Clutch bis hin zum Reisekofer, stets inaußergewöhnlichen Formen und Linien. Die hölzernenTaschen werden per Hand in Südtirol gefertigt, und sindleichter als man meinen möchte. Die Ideenstätte und derShowroom beinden sich in Vahrn bei Brixen. Der Namedes Labels stammt hingegen aus Uganda: „Embawo“bedeutet Holz.www.embawo.com7

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Text: Doris Brunner Foto: Klaus Peterlin, Skischule LadurnsFamilienzeitim Schnee9

Urlaub mit Kindern stellt seine ganz eigenen Anforderungen: DieKleinen sollen ihren Spaß haben, und die Eltern ebenso. Außerdemwäre etwas Erholung auch noch erwünscht. Wie kann dies gelingen? Was das Skigebiet Ladurns und das Plerschtal bieten, um dieunterschiedlichen Bedürfnisse von Groß und Klein auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.„Skifahren lernen, einen Schneemann bauen und viel Spaß haben!“.Fragt man die achtjährige Anna, so sind ihre Vorstellungen von einemgelungenen Familienurlaub eindeutig. Und ihre Eltern? Diese wünschen sich vor allem viele gemeinsame Erlebnisse als Familie, eine Auszeit von der Routine des Alltags, „und auch etwas Entspannung für unsbeide, sofern uns dies die Kinder erlauben“, meinen sie schmunzelnd.„Im Skigebiet Ladurns ist dies machbar, hier können Eltern sorgloszum Skifahren gehen und ihre Kinder sind bei uns tagsüber gut aufgehoben“, meint dazu August Seidner, Leiter der Skischule Gossensass, diein Ladurns vielfältige Kinderbetreuungsmöglichkeiten und spezielle Skikurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene anbietet. „Ladurns ist einsehr familiäres und übersichtliches Skigebiet. Das Kinderskiareal und dieAufenthaltsräume liegen direkt an der Talstation, somit können die Eltern ihren Skitag genießen und wann immer sie möchten, sind die Kinderin ihrem Blickfeld.“ Tatsächlich erweisen sich das Skigebiet Ladurns unddas Plerschtal, in dem es liegt, wie geschafen für einen Familienurlaub.Das langgestreckte Tal bei Gossensass bietet Natur in Reinform, künstliche Erlebniswelten müssen hier nicht aufgesucht werden, um die Kinder bei Laune zu halten: Jede Menge Schnee für eine Schneeballschlacht,die spezialisierte Kinderskischule, Skilaufen auf bestens präpariertenPisten und familienfreundliche Rodelbahnen sorgen für genügendAbwechslung. Zudem inden Familien auch geeignete Unterkünfte, vonder Ferienwohnung bis hin zu zwei spezialisierten Familienhotels mitkindgerechter Ausstattung und eigenem Betreuungsangebot – und wokeiner der Gäste „Psst!“ ruft, wenn die Kleinen mal rumtoben.Das Skifahren steht bei Kindern und Jugendlichen auch heute nochhoch im Kurs und hat von seiner Faszination nichts verloren. „Die Kinder sind hungrig aufs Skifahren, sie wollen sich bewegen und sind begeistert davon, sich im Freien aufzuhalten“, bestätigt auch AugustSeidner. Doch mit wie vielen Jahren ist das Kurven auf den zwei Brettern eigentlich sinnvoll? „So ab vier Jahren können die Kinder mit demSkilaufen beginnen“, meint der Skischullehrer, „für die Jüngeren bietenwir aber ebenso eine halbtägige Kleinkindbetreuung ohne Skikurs an.“Die pädagogischen Mitarbeiterinnen beaufsichtigen dabei Kinder imAlter von zweieinhalb bis vier Jahren: Auf dem Halbtages-Programmstehen viele Aktivitäten im Freien wie Schneemann-Bauen, SchneeballSchlachten und weitere Spiele an der frischen Luft, oder Gesellschaftsund Bewegungsspiele im eigens eingerichteten Spielzimmer. Abgeschlossen wird der ereignisreiche Halbtag für die Kleinkinder mit demgemeinsamen Mittagessen. Der erste Stock der Talstation des Skigebietes Ladurns ist hierbei vollständig den Kindern gewidmet: ein großerGarderobebereich, wo man Windjacken, Helm und Skischuhe verstauen kann, ein Bewegungsraum mit Turnmatten, lustige Comic- undMärcheniguren an den Wänden, ein großräumiger Essbereich undeine Küche, in der das Essen frisch zubereitet wird.Im Freien lockt hingegen das „Fichti’s Kinderland“, ein 5.000 Quadratmeter großer, abgegrenzter Pistenbereich, in dem der Nachwuchsseine ersten Fahrversuche auf Skiern wagen kann. Der Fichti ist ein lachendes, schneebedecktes Baummännchen, das auf informativenSchaubildern aufzeigt, wie man sich auf den zwei Brettern bewegt:10www.eisacktal.com„Selbstverständlich muss der Unterricht spielerisch erfolgen“, erläutertAugust Seidner. In Südtirol werden die Skilehrer nach einem eigenenLehrplan unterrichtet, der speziell auch auf die Kinderskikurse zugeschnitten ist. So zeigt in Ladurns der Fichti in einem Märchenbuch, wieman für den Schneeplug die Skier in die spitze Form einer Pizzaschnitte bringt, während die parallele Skiführung als Spaghetti-Fahrenbezeichnet wird. Drei Förderbänder bringen die Kinder gefahrlos nachoben, und hin zum Übungslift nach St. Anton geht es erst, wenn dieKleinen die Ski im Grif haben. „Innerhalb einer Woche lernen die Kinderdas Skifahren“, erläutert August Seidner. In nur einer Woche? „Ja, normalerweise schon.“ Besonders stolz ist man hier auf Patrick Staudacher, „Staudi“ genannt, der in Plersch aufgewachsen ist und es zumWeltmeister im Super G brachte. Und wo hat er wohl seine erstenSchwünge erlernt? Genau – in Ladurns. Mittlerweile hat Patrick Staudacher seine Skikarriere beendet, seine Familie führt die Allriss-Alm inPlersch, von wo aus eine beliebte Rodelbahn ins Tal führt.Für die Kinder ist das Skigebiet Ladurns also ideal, und für die Erwachsenen? Das Angebot wurde in den letzten Jahren optimiert, eineneu präparierte Waldabfahrt ergänzt die 15 Kilometer Pisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Ladurns hat sich zum Geheimtippgemausert und wurde vom weltweit größten Testportal von Skigebieten„Skiresort.de“ als Top Skigebiet ausgezeichnet. Neu ist auch die Rodelbahn, die von der Bergstation durch den Wald bis ins Tal führt. Sie iststeil genug, damit man die Rodel nicht anschieben muss, aber auchnicht so steil, um die Kinder in eine gefährliche Situation zu bringen.Und wenn mal Schlechtwetter ist? „Das stört die Kinder kaum. Auch

wenn es schneit, sind sie gerne auf der Piste – und wenn das Wettermal gar nicht mitspielt, haben wir in unserem Kinderland Spiele zurUnterhaltung parat,“ so August Seidner. Und falls es den Eltern auf derPiste zu ungemütlich werden sollte – wenige Kilometer entfernt, in derStadt Sterzing, wartet das Balneum, ein Erlebnis-Schwimmbad mitSaunalandschaft für Groß und Klein. Ein Shoppingnachmittag in denmalerischen Einkaufsstraßen der Bergwerksstadt ist insbesondere fürErwachsene ebenso ein netter Zeitvertreib. Oder man genießt dieStunden zum gemeinsamen Kuscheln – dafür bleibt im Alltag ja oftmalszu wenig Raum.www.ladurns.it, www.gossensass.orgSKIFAHREN MIT KINDERN IN DEN EISACKTALER SKIGEBIETEN› Ratschings: Kinderskiland mit Betreuung; spezialisierte und mit Goldausgezeichnete Kinderskischule www.ratschings-jaufen.it› Gitschberg Jochtal: zertiizierte Kinderskischule mit Betreuung, ZwergeleWinterwelt in Meransen, Bambino-Club in Vals, Kinderwelt am AusstiegNesselbahn www.skigebiet-gitschberg-jochtal.com› Rosskopf, Sterzing: Spezial-Skipässe für Familien - beim Kauf eines 6-TagesSkipasses für zwei Erwachsene fährt 1 Kind in Begleitung gratis,www.rosskopf.com› Plose, Brixen: RudiLand - Kinderskiareal in der Nähe der Talstation, und RudiClub-Betreuungsangebote; spezialisierte Kinderskischule www.plose.org› Das Eisacktal und dessen Skiorte bieten für Familien spezielle Urlaubspaketeund Ermäßigungen an. Infos bei den jeweiligen Skigebieten oder aufwww.eisacktal.com / Urlaub buchenDas Fichti’s Kinderland im Skigebiet Ladurns besitztdas Gütesiegel in Gold für Kinder-Skischulen – eineAuszeichnung, die regelmäßig überprüft wird undhohe Standards garantiert.11

Text: Anita Rossi Foto: Oskar ZingerleDunkel war’s,der Mond schien helle .NACHTRODELN IM EISACKTAL› Brixen, RudiRun-Plose/Brixen: freitags fährt die Kabinenbahnbis 23 Uhr (Anfang Jänner – Mitte März) www.plose.org› Sterzing, Rosskopf: Dienstag- und Freitagabend fährt dieUmlaubahn bis 22 Uhr, beleuchtete Rodelbahn bis 24 Uhr(Mitte Dezember – Anfang März) www.rosskopf.com› Villanderer Alm: Rinderplatz, Lahnwiese und Mair in Plun,freitags von 18-21 Uhr beleuchtet www.klausen.it12www.eisacktal.com› Villnöss: Die Naturrodelbahnen sind nachts zugänglich(nicht beleuchtet), einige Almhütten laden zur Einkehrwww.villnoess.com› Gitschberg Jochtal, Fane Alm: Freitagabend ist ein Teil derRodelbahn beleuchtetwww.skigebiet-gitschberg-jochtal.com

Abends im knisternden Schnee wandern, den Berg in seiner majestätischen Stille erleben, Schlemmen in der Almhütten-Stube undnachts im Mondschein ins Tal hinuntersausen – Nachtrodeln hatseinen besonderen Reiz.Schon am Parkplatz im Talschluss von Vals beginnt das Abenteuer im Dunkeln:In der Finsternis die eigenen Handschuhe und Stirnlampen auseinanderhaltenwird zum tastenden Ratespiel. Nach wenigen Minuten ist die Kurzkofelhütteerreicht, wo jeder sich die garantiert beste Rodel ausleiht. Zuerst verläuft derFußweg neben der Rodelbahn zwischen hohen Nadelbäumen, dann verheißt derkurvenreiche Aufstieg auf der Rodelpiste einiges vom späteren Abfahrts-Vergnügen. Niemand ist darauf gefasst: Nach fast einer Stunde Fußmarsch und derletzten Wald-Kurve öfnet sich das Tal und lässt den Blick frei auf die mondbeschienene kleine Hochebene zwischen steil aufragenden Gipfeln. Darin eingebettet einige schindelbeckte Almhütten, eine Kapelle mit Holzturm, mehrereHeuscheunen und kleinere Viehställe – ein uriges Almdorf ist die Fane Alm, diees so kein zweites Mal gibt. Das Geplapper verstummt, jeder ist die letzten paarhundert Meter bis zum Erreichen der Alm mit Schauen und Staunen beschäftigt.Dem Festmahl für die Augen folgt das vorbestellte Festmahl in der Berghütte,das Hüttenwirt Egon Zingerle mit Erzählungen auftischt. Der Hütteneigentümersteht im Winter selbst hinterm Herd und freut sich, wenn die Gäste seine Schlutzer, Knödel, Nudelgerichte und Kuchen zu würdigen wissen. Seine Freundin kümmert sich um den Service, seine Mutter hilft, wenn nötig, in der Küche mit. DerAlm-Alltag fern von Pisten, Aufstiegsanlagen und Mobilfunkantennen ist vomSchnee und Wind, von der Bergabgeschiedenheit und von harter Arbeit geprägt,aber ebenso von Einfachheit, Naturnähe, guten Gesprächen und zufriedenenGesichtern, wie Egon betont. „Gestern Abend war der Fußballverein des Nachbardorfs da. Heute früh habe ich zwei Stunden Schnee vor der Hütte geschaufelt,bevor ich die Rodelbahn mit der kleinen Pistenraupe präpariert habe und dannam Nachmittag zum Einkaufen ins Tal gefahren bin. Den Knödelteig hab’ ichgestern vorbereitet. Wenn er ruhen darf, schmecken die Knödel besser.“ Kauendes Nicken.Im vergangenen Winter musste die Alm drei Wochen lang geschlossen werden, weil eine Folge der Fernsehserie „Der Bergdoktor“ hier oben entstand. Ausgewählt wurde dieser Drehort wegen der Ursprünglichkeit und Schneegarantie.„Ich war überrascht: Vom Kabelträger bis zum Hauptdarsteller haben sie sich hieroben als unkomplizierte, gesprächige Menschen entpuppt“, erinnert sich derHüttenwirt. Auf 1740 Meter liegt der Almweiler im nahen Skigebiet GitschbergJochtal. Egon ist hier aufgewachsen, im Sommer als Hirtenbub bei seinem Onkel,der die Alm bewirtschaftete und die ersten Gäste in den 1970er Jahren noch ander ofenen Feuerstelle emping. Als Egon die Almhütte vor 25 Jahren übernahm,hat sich nur selten ein Tourist in die Gegend verirrt. Heute ist die Fane Alm sommers wie winters ein beliebtes Auslugsziel. Die Zingerlehütte ist nun auch vonWeihnachten bis Ostern ohne Ruhetag geöfnet. Kommt eine Gruppe zum Nachtrodeln, so kocht Egon für sie auch am Abend – sofern mindestens 15 Personenseine Knödel oder andere Köstlichkeiten vorbestellen.Drei Kilometer Abfahrt warten. Die Sorgen der zwei Rodelanfänger in derGruppe sind auf der Naturrodelbahn schnell verlogen. Die Nachtrodelpartiebeginnt mit aufgeregten Zurufen, einem gelungenen Vollbremser in der erstenKurve und lautem Gelächter. Sitzend auf zwei Kufen, mit dem Fahrtwind imGesicht, unterm nächtlichen Winterhimmel lässt sich eine Nacht wie diese leichtum die Ohren schlagen.SicherheitstippsDamit Nachtrodeln für alle zum Spaß wird, gilt es einige Verhaltensregeln zu beachten: Nur mit festem Schuhwerk mit gutem Sohlenproil kann man auf denRodelkufen gut lenken und bremsen. Für Kinder bis zu 14 Jahren gilt Helmplicht,doch ist auch für Erwachsene der Helm empfohlen, besonders beim Nachtrodeln(mit Stirnlampe!). Die Geschwindigkeit ist dem eigenen Können und den Bahnverhältnissen anzupassen und ein Sicherheitsabstand von mindestens 8 Metern einzuhalten. Wer stürzt, sollte enge Stellen ganz schnell verlassen. Beim Aufstieg zu Fußwählt man am besten die vorgesehene Wanderspur oder die Innenseite derRodelbahn.Rodelbahn Fane AlmStart Parkplatz im hintersten Talschluss von ValsLänge 3,2 kmGehzeit zirka 1 Stunde (eigener Fußgänger-Aufstieg)Besonderheiten etwas steilere Passage zumRodeln kurz vor der Fane Alm13

TTEPARKPLATZKÜHHOFDas Almengebiet von Feldthurns, Latzfons und Villanders bildet die geograische Mitte Südtirols. Wer hierwandert, ist von Berggipfeln umgeben.Nahtlos ließt das Almengebiet von Feldthurns und Latzfons oberhalb von Klausen mit jenem von Villanders undBarbian ineinander, die unsichtbare Grenze verläuft beider Stölhütte. Die Hochläche ist dabei nicht nur ein angenehmes, weil fast ebenes Wandergebiet – sie ist aucheine natürliche Aussichtsplattform. Von hier, der geograischen Mitte Südtirols, ergibt sich ein Rundumblick auf dieumliegenden Bergmassive, von der Brentagruppe über dieÖtztaler Alpen, von den Stubaier bis hin zu den ZillertalerAlpen. Besonders bekannt ist das Almengebiet jedochwegen seines Ausblicks auf die Dolomiten: Die Berge desUNESCO Welterbe, vor 250 Millionen Jahre noch Algenund Korallenrife, sind nur zehn Kilometer Luftlinie entfernt. Und somit scheinen sie zum Greifen nah, diezackigen Geisler, der massive Sellastock oder der sagenumwobene Rosengarten.14www.eisacktal.comDrei farblich ausgeschilderte, markierte SchneeschuhWanderrouten führen im Almengebiet um den FeldthurnerHausberg „Königanger“. Die Panorama-Routen beginnenjeweils westlich von Latzfons, einem kleinen Dorf oberhalb von Feldthurns.GEFÜHRTE SCHNEESCHUH-WANDERUNGEN UNDSKITOURENVon Ende Dezember bis Ende März begleitet ein Bergführer dieWintersportler bei ihren Schneeschuh-Wanderungen oder Skitouren im Almengebiet von Villanders und Feldthurns. Neu sindSkitourenauslüge für Einsteiger, bei denen auch Tipps rund umTechnik, Ausrüstung, Erste Hilfe und vieles mehr gegebenwerden, sowie geführte Skitouren für Fortgeschrittene.Buchbar sind die geführten Touren in allen Mitgliedsbetriebendes Tourismusvereines Klausen, Barbian, Feldthurns und Villanders – inbegrifen ist der Transfer von der Unterkunft in diesemGebiet hin zum Almgebiet.www.klausen.it / Winter

KÖNIGANGERPARKPLATZGARNER WETTERKREUZGARNLATZFONSROUTE 1Start Parkplatz Kühhof bei Latzfons (1.567 m)Höhendiferenz 700 mTourenlänge 15 kmSchwierigkeitsgrad mittelEinkehrmöglichkeiten Klausnerhütte (sonntags beiSchönwetter geöfnet)ROUTE 2Start Parkplatz Kühhof bei Latzfons (1.567 m)Höhendiferenz 500 mSchwierigkeitsgrad mittelTourenlänge 9,6 kmROUTE 3Start Parkplatz Kühhof bei Latzfons (1.567 m)Höhendiferenz 500 mTourenlänge 10 kmSchwierigkeitsgrad: mittelEinkehrmöglichkeiten Klausnerhütte (sonntags beiSchönwetter geöfnet)Anfahrt Parkplatz Kühhof Von Klausen nach Feldthurns,dort vor dem Ortsende rechts aufwärts in Richtung Latzfons. Kurz vor dem Ortsende von Latzfons wiederumrechts aufwärts, bei einer Rechtskurve der BeschilderungParkplatz Kühhof (rechts) folgen.Alternativer Start vom Garner Wetterkreuz (1.429 m)Die Touren können auch vom Parkplatz beim Garner Wetterkreuz oberhalb von Feldthurns gestartet werden. DieAnfahrt hierfür erfolgt von Klausen nach Feldthurns, vordem Ortsende rechts aufwärts Richtung Latzfons, nochvor dem Dorf führt rechts die Straße nach Garn. Dort weiteraufwärts der Straße bis zum Parkplatz Garner Wetterkreuzfolgen (2,5 km).Weitere Infos auf www.klausen.it / Winter / PanoramaSchneeschuhwanderrouten15

Text: Doris Brunner16www.eisacktal.comKeine Scheu vor Neuem: Der Anreiterkeller der Gruppe Dekadenz ist einerder Orte in Südtirol, wo erstmals Jazzgespielt wurde. Etwas tief gelegen,aber dennoch einGarant für kulturelleHöhepunkte: derKleinkunstkeller derGruppe Dekadenz –der etwas andereKulturort in Brixen.Steinstufen führen hinab in den Anreiterkeller, in dem einst Kohle lagerte und wo heutesämtliche preisgekrönte Größen des Kabaretts und der Kleinkunst aus dem deutschsprachigen Raum sowie international bekannte Jazzmusikerauftreten. Ihre Portraits hängen in bunten Bilderrahmenan den Wänden des kleinen Foyers, der berühmte OttfriedFischer neben den Kabarett-Legenden Bruno Jonas undDieter Hildebrandt. Auf der gegenüberliegenden Seite einFoto, das die amerikanische Jazzpianistin Carla Bley beimKonzert im Keller zeigt. Das jahrhundertealte Gewölbe bildet einen intimen Bühnenraum, Terracotta-Fliesen amBoden, an die achtzig hölzerne Thonet-Stühle an den runden Tischen. Dieses ganz besondere Flair des Kleinkunstkellers fasziniert Künstler und Publikum gleichermaßen,auch wenn es hier manchmal beengt zugeht und man beiausverkauften Vorstellungen die Beine im Sitzen einziehenmuss.Die Gruppe Dekadenz und ihr Kleinkunstkeller – sie hatals Pionier die Kulturlandschaft Südtirols wesentlich mitgeprägt, und tut dies auch heute noch. Kritische Geistersind es, die in den 1980er Jahren mit ihren ersten selbstverfassten Kabaretts für Furore in der ehemaligen Bischofsstadt Brixen sorgten. Politische oder gesellschaftliche Missstände auf der Bühne aufzuzeigen und satirisch zu kommentieren, war damals ungewohnt, wohlauch etwas verpönt. Ob man die Gruppe Dekadenz deswegen in den tiefen Keller verbannte? Nein, nicht unbedingt: Der Raum wurde kostenlos vom Brixner GastwirtBurkhard Stremitzer zur Verfügung gestellt, zunächst lediglich für die allererste Kabarettproduktion der Gruppe.Dass daraus das erste Südtiroler Kleinkunsttheater mitkontinuierlichem Gastspielprogramm entstehen würde,daran dachte damals noch niemand. Doch die „Dekadenzler“ schufen aus dem Kohlenkeller ein Kellertheater unddamit eine Plattform für kulturelle Innovation – und diesinmitten des idyllischen Stadtteils Stufels, in dem die Zeitstehen geblieben scheint: Eine kleine Brücke führt vomStadtzentrum über den Eisack in diesen ältesten und romantischen Teil von Brixen, in dem die meisten Gebäudeunter Denkmalschutz stehen. Hier inden sich keine trendigen Modeläden, sondern Künstler und Kreative habenihre Ateliers in Stufels eröfnet. Schlendert man durch diezwei Hauptgassen, blicken einem Tonskulpturen, ungewöhnliche Schmuckkreationen, Bilder auf gegerbtemLeder oder Metallkunst entgegen. KLEINKUNSTAUS DEMKELLER 10Klein, aber nicht beengt – der BrixnerStadtteil Stufels entwickelt sichzunehmend zum Kreativviertel derStadt.

Der bekannte bayerische Kabarettist Bruno Jonas ist einer derKabarett-Größen, die bereits aufder Dekadenz-Bühne standen. Von der Dreigroschenoper bishin zum Kabarett, jährlichinszeniert die Gruppe Dekadenzzwei bis drei Eigenproduktionen.Die Leidenschaft zu gestalten und künstlerische Akzente zu setzen, ist auch bei der Gruppe Dekadenz nachwie vor spürbar. Sie lädt nicht nur Kabarettisten und Jazzmusiker zu sich ein, sie macht auch selbst Kultur: vorzugsweise inszeniert sie zeitgenössische Theaterstückebeziehungsweise verfasst und spielt eigene Kabarettprogramme, stets auf hohem Niveau, mit professionellenSchauspielern und bewährten Regisseuren aus dem Inund Ausland. Der Blick über den eigenen Tellerrand hinauswar schon immer ein Anliegen. Denn die Gruppe Dekadenz heißt zwar so, stellt aber hohe Qualitätsansprüche andas, was sie ihrem Publikum serviert – und dazu brauchtes nicht immer eine große Kulisse, manchmal reicht auchein einfacher Keller als Bühne.INFOGruppe Dekadenz, AnreiterkellerKabarett, Kleinkunst, zeitgenössisches Theater,JazzkonzerteObere Schutzengelgasse 3a, Brixen/Stufelsgeöfnet von September bis Juniwww.dekadenz.itKabarett-Highlights Winter 2014/15Constanze Lindner 5. und 6. Dezember 2014Frank Lüdecke 23. und 24. Jänner 2015Philipp Weber 06. und 07. März 2015Severin Groebner 14. und 14. März 201517

Text: Doris Brunner Foto: Andreas Marini, Oskar ZingerleSicherheitgeht vor“„Erwin Steiner, begeisterter Skitourengeher und Ausbildungsleiter der Südtiroler Berg- und Skiführer, über Reizund Risiko von Skitouren.Seit dem Jahr 2013 ist Erwin Steinerauch Ausbildungsleiter der SüdtirolerBerg-und Skiführer – und unternimmt im Winter beinahe täglicheine Skitour.18www.eisacktal.comVIAE Herr Steiner, Skitourengehen liegt zunehmend im Trend. Wasreizt immer mehr Menschen, abseits von Pisten auf Skiern einen Gipfelzu besteigen und dann im Tiefschnee abzufahren?ERWIN STEINER Stimmt, vor zwanzig Jahren war man als Skitourengeher fast ein Außenseiter; in den letzten Jahren jedoch hat das Skitourengehen wie andere Outdoor-Sportarten einen starken Aufschwungerfahren. Ich denke, dies hängt damit zusammen, dass für viele Menschen nicht mehr nur die sportliche Betätigung allein im Vordergrundsteht, sondern das individuelle Erlebnis in der Natur.Für mich persönlich ist die Kombination zwischen Skifahren und Bergabenteuer besonders reizvoll: Insbesondere beim Aufstieg erlebe ich die Wildnis derLandschaft und bei der Stille in den Bergen kann ich gut abschalten.Zudem fasziniert mich die unberührte Natur; dieses Gefühl am Gipfelzu stehen und rundum breitet sich dieses faszinierende Bergpanoramavor einem aus. Bei der Abfahrt mag ich dann die sportliche Herausforderung, das Skifahren vorzugsweise im Pulverschnee – das ist schonein Genuss!

Kann eigentlich jeder, der das Skifahren beherrscht, auch eine Skitour unternehmen?Prinzipiell ja – allerdings macht es mehr Spaß, wenn ich gut TiefschneeFahren kann. Und klarerweise muss genügend Kondition mitgebrachtwerden, damit man nach dem Aufstieg auch noch ausreichend Kraft inden Beinen für die Abfahrt hat.Nun hat das Skitourengehen nicht nur seinen Reiz, sondern auchsein Risiko. Welche Sicherheitsvorkehrungen muss ein Skitourengehertrefen?Selbstverständlich steckt immer ein bestimmtes Risiko dahinter, aberin unterschiedlichen Ausprägungen. Nach Neuschnee ist das Skitourengehen beispielsweise risikoreicher als bei stabilen Schneeverhältnissen.Daher muss ich mich im Vorfeld genauestens informieren: Zunächstmuss ich den Lawinenlagebericht lesen, damit verschafe ich mir einenersten Überblick über das Risiko. Auch die Bergführer geben Auskunftüber die Lage, und selbstverständlich muss ich die Schnee- und Wetterverhältnisse vor Ort einschätzen können. Ortsunkundige tun sichhier manchmal schwer, auch hat man im Winter weniger Orientierungim Gelände als im Sommer. Für wenig erfahrene Skitourengeher odernicht Ansässige ist es also sicher sinnvoll und wichtig, sich bei Bergführern vor Ort zu erkundigen beziehungsweise an einer geführten Tourteilzunehmen.Und welche Sicherheitsausrüstung darf nicht fehlen?Ein LVS-Gerät, auch als Piepser bekannt, sowie Schaufel und Sondezählen zur Standardausrüstung und müssen auf alle Fälle in den Rucksack. Zudem muss ich mit diesen Geräten sehr gut umgehen können.Bei einem Lawinenunglück sind für die Verschütteten die ersten 15-18Minuten entscheidend. Wir haben in Südtirol zwar eine ausgezeichnete Bergrettung, aber ein Hubschrauber kann nicht immer innerhalbdieser Zeitspanne vor Ort sein. D

24 Destillierkunst Im Gratznhäusl in Ridnaun brennt Manfred Volgger feinste Schnäpse 26 Kloster Säben und Klausen Die Mystik des . und wenn das Wetter mal gar nicht mitspielt,