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SONG OFAMERICA:A CELEBRATIONOF BLACKMUSIC31. M A I 20 2 1EL BPHIL H A RMONIE GROS SER S A A L
MODERNE KULTUR INEINZIGARTIGER GESTALT.WELCHE VISIONMÖCHTEN SIEVERWIRKLICHEN?PRINCIPAL SPONSORJulius Bär ist Principal Sponsorder Elbphilharmonie Hamburg.juliusbaer.com
WILLKOMMENWas als Finale des digitalen Internationalen Musikfests Hamburg gedacht war, wirdheute zugleich die freudige Wiedereröffnungder Elbphilharmonie: das Abschlusskonzertder ursprünglich als Stream-Trilogie geplantenReihe »A Celebration of Black Music«. In diesemjüngsten Kapitel von Thomas Hampsons Langzeitprojekt »Song of America«, das sich schonseit vielen Jahren dem vielfältigen amerikanischen Liedgut widmet, präsentieren der Bariton und seine Ko-Kuratorin Louise Toppin Werkeafroamerikanischer Komponistinnen und Komponisten, die von Mut und Hoffnung, von Abschiedund Neubeginn erzählen. Das Konzert lädt dazuein, ihren Worten zuzuhören und ihre Musik zuentdecken – und das endlich wieder live!
Montag, 31. Mai 2021 18:30 Uhr Elbphilharmonie Großer SaalSONG OF AMERICA:A CELEBR ATION OF BL ACK MUSICDIE DEUTSCHEK AMMERPHILHARMONIE BREMENLOUISE TOPPIN SOPR ANLEAH HAWKINS SOPR ANLAWRENCE BROWNLEE TENORTHOMAS HAMPSON BARITONDIRIGENTRODERICK COX»HOPE IN THE NIGHT« – ORCHESTR AL AND VOCALTRE A SURES BY BL ACK AMERICAN COMPOSERSValerie Coleman (*1970)Umoja / Anthem for Unity (2019)William Grant Still (1895–1978)Golden Days / aus der Oper »Costaso« (1950)A Dream Wasted / aus der Oper »Highway One, USA« (1962)What Does He Know of Dreams / aus der Oper »Highway One, USA« (1962)Finalduett aus der Oper »Highway One, USA« (1962)
George Walker (1922–2018)Lyric for Strings (1946)Hale Smith (1925–2009)Four Negro Spirituals (1980)Let Us Break Bread TogetherJesus Lay Your Head in the WindowThis Little Light of MineWitnessThere Is a Balm in Gilead (ca. 1990)Margaret Bonds (1913–1972)He’s Got the Whole World in His Hands (1963)PauseWilliam Levi Dawson (1899–1990)Negro Folk Symphony (1934/1952)The Bond of AfricaHope in the NightO, Le’ Me Shine, Shine Like a Morning Star!Ende gegen 20:45 UhrDas Konzert wird aufgezeichnet und am 6. Juni um 20 Uhr aufwww.elbphilharmonie.de/mediathek ausgestrahlt.In Zusammenarbeit mit der
INTERVIEW»UND ICH MEINE: ALLE MENSCHEN«Mit seinem Langzeitprojekt »Song of America« will Thomas Hampsondie ganze Geschichte des Lieds in den USA darstellen. Das neue Kapitelist besonders interessant: »A Celebration of Black Music«.Seit vielen Jahren schon arbeitet sich Thomas Hampson als »Botschafter desLiedes« durch die Liedgeschichte seiner US-amerikanischen Heimat, derenunterschiedliche Facetten er in seiner Reihe »Song of America« beleuchtet. Nichtnur als Sänger, sondern auch als leidenschaftlicher Pädagoge und unerschütter licher Weltverbesserer möchte er eine lebendige und kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte auf diesem künstlerischen Weg anstoßen.2003 rief er mit der Hampsong Foundation eine eigene Stiftung ins Leben,die Angebote an Nachwuchssänger macht, Forschungsprojekte unterstütztsowie Symposien und Gesprächskonzerte veranstaltet.Beim Internationalen Musikfest schreibt Hampson nun die »Song of America«Reihe mit dem nächsten Kapitel fort: »A Celebration of Black Music«, ein dreiteiliges Festival im Festival, ist hierzulande kaum bekannten afroamerikanischenKünstlern vom 19. bis zum 21. Jahrhundert gewidmet. Dieses Projekt kuratierter gemeinsam mit der Sängerin Louise Toppin, die an der University of Michiganintensiv über das Werk afroamerikanischer Komponisten forscht und publiziert –und heute Abend auch selbst auf der Bühne steht.Herr Hampson, mit »A Celebration of Black Music« schwimmen Sieein bisschen im Fahrwasser der Black-Lives-Matter-Bewegung.Worum geht es Ihnen mit dem Projekt?Natürlich gibt es diesen aktuellen Bezug, aber eigentlich ist es die Fortsetzung meines Projekts Song of America. Ähnlich wie die Kapitel zuvor –Wondrous Free und Beyond Liberty – soll auch der Slogan dieses Kapitelsden Inhalt verdeutlichen. Diese Programme basieren auf meinem tiefenGlauben daran, dass klassische Musik und besonders das Liedrepertoireimmer auch Zeugnis einer Kultur oder einer bestimmten Epoche ist. Esgibt einen großen Reichtum an Dichtern und Komponisten, die uns heuteerzählen, was es hieß, damals gelebt zu haben.
Thomas HampsonWarum sind Ihnen diese Themen so wichtig?Weil wir damit unsere eigene Geschichte betrachten und reflektieren können – durch die Augen und Ohren der Dichter und Komponisten. Das reicheRepertoire afroamerikanischer Komponisten wurde in diesem Kanon totalvernachlässigt. Wir sprechen hier nicht von einigen wenigen Ausnahmen,sondern von einem konstanten künstlerischen Wirken, das innerhalb deramerikanischen Kultur nur in einer Art Paralleluniversum zu existierenscheint. Wenn wir zum Beispiel über die amerikanische Musik der 1920erJahre sprechen, reden wir über Copland und Barber, aber zur gleichenZeit lebten und komponierten großartige Künstler wie William Grant Still,William Levi Dawson oder Florence B. Price. Dass wir dieses andere Universum so gar nicht kennen, ist eine große geschichtliche Ungerechtigkeit.Haben wir also ein falsches Bild der Musikgeschichte, weil die weißeKultur diesen Teil ganz bewusst ignoriert hat?Total! Mit unserem Festival wollen wir aber nicht den moralischen Zeigefinger heben. Es geht eher um eine kritische Auseinandersetzung mit dereigenen Vergangenheit mit den Mitteln der Kunst. William Dawson beispielsweise hatte 1934 großen Erfolg mit seiner Negro Folk Symphony, er bekamStanding Ovations von einem überwiegend weißen Publikum – und vermutlich war das auch ein Grund, warum das Stück bewusst verdrängt wurde.Das Unrecht, das der afroamerikanischen Gemeinschaft speziell in den USA
geschehen ist, zeigt sich deutlich im Umgang mit ihrer Kunst und Kultur.Und zwar bis heute: Selbst bei Menschen, die sich für die afroamerikanischeKultur einsetzen, entsteht manchmal das Bild, dass sich diese einen berechtigten Platz neben der tatsächlichen amerikanischen Kultur erkämpft hat.Diese Sichtweise lehne ich ab, denn es gibt nur eine gemeinsame amerikanische Kultur. Das müssen wir endlich zur Kenntnis nehmen. Dazu möchtenwir mit dem Festival einen Beitrag leisten.Dieses Nebeneinander zeigt sich auch darin, dass man Joseph Bologne,Chevalier de Saint-Georges, der auch ein Geigenlehrer von MarieAntoinette war, als »schwarzen Mozart« bezeichnet hat und SamuelColeridge-Taylor als »schwarzen Mahler« Genau, diese Künstler erhielten ihre Berechtigung fälschlicherweise erstdurch den Vergleich mit weißen Komponisten. Das wollen wir im Festivalauch zeigen, wenn wir etwa Werken von William Grant Still, einem wichtigenSinfoniker und Liedkomponisten am Anfang des 20. Jahrhunderts, Stückeweißer amerikanischer und europäischer Komponisten der gleichen Zeitgegenüberstellen. Damit möchten wir gar nicht werten, sondern vor allemden Reichtum dieses Repertoires und die Wiederbegegnung damit feiern.Welches Bild dieser Zeit vermitteln uns die Werke afroamerikanischerKomponisten?Es ist der Blick der Entrechteten, sozusagen der Außenseiter. Und gleich zeitig spricht aus diesen Werken ein großer Stolz, zum Beispiel in den Gedichtenvon Langston Hughes, der zu einer Ikone der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wurde. Er war stolz darauf, schwarz zu sein, und auch auf seineafrikanische Herkunft, die weiter zurückreicht als Amerika selbst. In unsererVergangenheit ist Grauenvolles passiert, und dieser Rassismus muss endlichzur Kenntnis genommen werden. Wobei »zur Kenntnis nehmen« noch zuschwach ist: Wir sind es uns und unserer Vergangenheit, Gegenwart undZukunft einfach schuldig. Wir als Amerikaner müssen unsere Herkunft mitall ihrem Rassismus und ihren Ungerechtigkeiten zur Kenntnis nehmen undmit diesem Wissen eine bessere Zukunft gestalten. »Der Mensch ist einAbgrund«, singt Wozzeck bei Alban Berg – und ich glaube, dass die Künsteuns helfen, etwas weniger Abgrund zu sein und mehr Mensch.
DIE MUSIKIn England hat sich vor einigen Jahren das Chineke!Orchestra aus People of Color formiert. Ist das einrichtiger Schritt, um für mehr Sichtbarkeit zu sorgen,oder wird der Graben dadurch eher noch größer?Es wäre falsch zu behaupten, das Chineke! Orchestra seiexklusiv für schwarze Menschen. Es gibt eine Reihe weißerMusiker, die regelmäßig mit dem Ensemble spielen. Derwichtige Punkt ist jedoch, dass Inklusion und Vielfalt nichtden Ausschluss weißer Menschen bedeuten. Das wäre inder Tat das Gegenteil des Ziels. Auch in meiner Stiftung gibtes Programme, die sich gezielt an junge People of Colourrichten. Ich sehe das als Aufbauphase, als eine Art Zwischenschritt, dass jede Gruppe sich zunächst einmal der eigenenSache sicher ist, damit sich am Ende alle zusammenfindenkönnen. Auch wenn ich es sehr schade finde, dass dieserZwischenschritt anscheinend notwendig ist. Am Ende abermuss es um das gemeinsame Ziel gehen. Und so möchteich auch das Festival in Hamburg verstanden wissen: Afroamerikanische Musik ist amerikanische Musik – und die mussgehört werden. Die Lieder und Gedichte sind wie ein Tagebuchdes Menschen, und ich meine ausdrücklich: aller Menschen.KOMPONISTENPORTRAITAlfred Schnittkeund die kreisende ZeitESSAYHoffnung ist der Willezur ZukunftBLACK MUSIC MATTERSThomas Hampsons »Song of America«Porgy and BessHamburg und der KolonialismusAbenteuer in AfropaDas vollständige Interview mitThomas Hampson finden Siein der aktuellen Ausgabe desElbphilharmonie Magazins sowieonline unter: elbphilharmonie.de/publikationenSie haben Hoffnung?Wir sind gerade am Anfang des Weges und haben noch langenicht all unser Potenzial ausgeschöpft, aber wir sind aufdem richtigen Weg. Ich erlebe das auch in meinen Meisterklassen, wo Sänger verschiedenster Herkunft vertreten sind.Dabei ist es völlig egal, welche Hautfarbe sie haben, dennals Künstler müssen sie sich mit dem Komponisten unddem Dichter auseinandersetzen – es geht ausschließlich umdas Kunstwerk. Ob da ein Sänger, der vor dem Publikumsteht, ein Schwarzer, ein Weißer oder ein Asiate ist, das istab dem zweiten Wort oder dem dritten Ton völlig irrelevant.Was hätte das Eine auch mit dem Anderen zu tun? Gar nichts! INTERVIE W: BJØRN WOLLMehr Informationen zur Stiftungvon Thomas Hampson gibt esunter: hampsongfoundation.org
DIE MUSIKHOFFNUNG IN DER NACHTZum Programm des heutigen AbendsValerie ColemanGeorge WalkerSpirituals sind das Resultat der ebenso schrecklichen wie einzigartigen Geschichte der Sklaverei in Nordamerika. Man findet diese Gesänge nirgendwo sonst – aus mehreren Gründen:Während Sklavenhalter in Lateinamerika ihre verstorbenenArbeiterinnen und Arbeiter durch immer neue Kräfte aus Westafrika ersetzten, ermunterte man sie in Nordamerika, eigeneFamilien zu gründen. So entstand dort eine große einheimischeBevölkerung versklavter Menschen – und mit ihr die afroamerikanische Kultur. Ein weiterer wichtiger Faktor: Religion. Vermischten sich im katholischen Lateinamerika westafrikanischeReligionen und katholische Heiligenverehrung (z.B. Voodoo inHaiti), tolerierte der streng protestantische Norden dies nicht.Aus der dortigen Musiktradition entwickelten sich die Spirituals.Zwei Einflüsse formten die Spirituals musikalisch: die vielschichtigen Rhythmen Westafrikas einerseits, die angloamerikanische Hymnendichtung andererseits. So schildern afroamerikanische Spirituals Geschichten des Alten und des NeuenTestaments: siegestrunkene Erzählungen von gewöhnlichenMenschen, die mächtige Feinde besiegten, Daniel in der Löwengrube, Jona und der Wal oder David gegen Goliath.Lange Zeit waren Spirituals Teil des schwarzen Alltags. Siewurden bei Versammlungen gesungen, während der Arbeitgesummt oder angestimmt, um Fluchtpläne zu übermitteln.Erst nach Abschaffung der Sklaverei in den 1860er Jahrenerklangen Spirituals auch in Konzerten. Als erstes Ensembleüberhaupt machten die Fisk Jubilee Singers die Musik ihrerVorfahren in der Welt bekannt. 1873 reisten sie nach England,1877 nach Deutschland, wo sie zehn Monate lang Konzertegaben. Bei einer Aufführung im Potsdamer Königspalast sollKronprinzessin Victoria (1840 –1901) in Tränen ausgebrochensein. Was die Gattin Friedrichs III. damals an dieser mitreißen-
William Grant Stillden Musik berührte, sind dieselben Überzeugungen, die Menschen noch heutebewegen: Hoffnung, Stärke und Widerstandskraft.Auch das Konzertprogramm des Abends kreist um diese Themen. ValerieColemans Umoja ist eine freudige Ode an das Swahili-Wort für »Einheit«. Inrasendem Tempo vermittelt es zeitweise das Gefühl eines barocken ConcertoGrosso. Mit seiner Uraufführung im Jahr 2019 spielte das Philadelphia Orchestra erstmals das Werk einer lebenden schwarzen Komponistin.Die Musik von William Grant Still (1895–1978) und Pulitzer-PreisträgerGeorge Walker (1922–2018) ist lebendig und beseelt zugleich. Still ist berühmtfür seine Afro-American Symphony (1930) – die erste von einem großen Orchester aufgeführte Sinfonie eines afroamerikanischen Komponisten. Dabei war erOpernkomponist durch und durch, schrieb im Laufe seines Lebens acht Bühnenwerke. Auf dem heutigen Programm stehen einige seiner glanzvollstenOpernarien, darunter die prachtvolle Nummer Golden Days (1957), die so üppigklingt wie ein Sonnenaufgang. George Walkers Lyric for Strings fesselt mit einerdramatisch gespannten Melodie und erinnert an Samuel Barbers zehn Jahrezuvor komponiertes Adagio for Strings.
DIE MUSIKAnschließend folgen Spirituals, aus denen das reiche, vielfältige Repertoire afroamerikanischer Kunstmusik hervorging.Hale Smiths Orchesterversionen von vier traditionellen Spirituals nutzen das große Instrumentarium und seine Klangfarben voll aus und geben diesen wichtigen Liedern ihre durchdringende musikalischen Kraft. Margaret Bonds klassischesArrangement He’s Got the Whole World in His Hands – gesungen von unzähligen afroamerikanischen Opernsängerinnen wieKathleen Battle und der 2019 verstorbenen, großartigen JessyeNorman – ist in der Lage, jedes Publikum für sich einzunehmen.Von den drei afroamerikanischen Sinfonien, die in den Dreißigerjahren die Rassentrennung durchbrachen und von großen Orchestern uraufgeführt wurden – William Grant StillsAfro-American Symphony, Florence B. Prices e-Moll-Sinfonieund William Dawsons Negro Folk Symphony – erklingt letzterebis heute nur selten im Konzert, obwohl sie bei der Uraufführung nahezu einstimmiges Lob erhielt. Die Sinfonie sei klassisch in der Form, aber afroamerikanisch in der Substanz,schrieb der große Philosoph Alain Locke (1885–1954). Lockebezog sich dabei auf die traditionellen Spirituals, die kunstvollin die drei Sätze der Sinfonie eingearbeitet sind. Statt derenMelodien bloß zu zitieren, integrierte Dawson sie raffiniert innahezu alle Ebenen des Werkes – fernab vordergründiger Folklore. Im Zentrum steht das Motto des heutigen Konzerts, dasSpiritual Hope in the Night. Laut Dawson erzeugt dieser zweiteSatz die »Atmosphäre vom tristen Lebens eines Volkes, dessen Körper von der Sonne verbrannt und zweihundertfünfzigJahre lang mit der Peitsche gequält wurden; dessen Lebennoch vor der Geburt geächtet war.« Es waren die Spirituals,die diese Menschen am Leben hielten. Denn in der Dunkelheitwährt die Hoffnung ewig.Das heutige Konzert begreift sich als Teil eines Wandels.Dawsons Sinfonie steht dabei stellvertretend für viele andereWerke schwarzer Komponisten, die nun wieder auf den internationalen Bühnen erklingen.KIR A THURMANÜBERSE T ZUNG: ÖZLEM K ARUÇHale SmithHale SmithMargaret BondsWilliam Levi Dawson
BIOGRAFIENDIRIGENTRODERICK COXAls Gewinner des prestigeträchtigen Internationalen DirigentenwettbewerbsSir Georg Solti eroberte Roderick Cox vor einigen Jahren die großen Bühnender Welt. Seither ist der amerikanische Dirigent ein gefragter Gast bei renommierten Orchestern wie dem Los Angeles Philharmonic, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin oder dem Philharmonia Orchestra in London. Dabeierntet er Lobeshymnen der internationalen Kritik. Als »Wegbereiter« und »Vorreiter« feiert die Presse den Künstler, der sich seit drei Jahren mit der eigensgegründeten Roderick Cox Music Initiative für die Förderung afroamerikanischer Nachwuchstalente einsetzt, ihnen Instrumente finanziert sowie Musikunterricht und intensive Sommercamps ermöglicht.Neben seinen Erfolgen auf der Konzertbühne etabliert sich der in Berlinlebende Musiker auch als gefragter Operndirigent. Einladungen führten ihnunter anderem an die Houston Grand Opera mit Georges Bizets Les pêcheursde perles und an die San Francisco Opera mit Gioachino Rossinis Il barbiere diSiviglia.In Georgia geboren, absolvierte Roderick Cox sein Studium an der dortigenColumbus State University sowie an der Northwestern University in Illinois.Schon in den ersten Jahren nach seinem Abschluss durfte er sich über bedeutende Auszeichnungen freuen, darunter der Erste Preis beim Robert J. HarthDirigierwettbewerb des Aspen Music Festivals 2013.
LOUISE TOPPINSOPR ANLouise Toppin gehört zu den bedeutenden Sängerinnen im Opern-, Oratorienund Konzertbereich. Engagements führen sie durch die Vereinigten Staaten,nach Süd- und Mittelamerika, Europa, Asien und Neuseeland und in so renommierte Häuser wie die Carnegie Hall und das Kennedy Center.Mit ihren Engagements setzt sich Louise Toppin zudem für Gleichberechtigung und Diversität ein. So sang sie etwa im US-Kapitol vor Barack Obamaund dem Kongress anlässlich der 150-Jahr-Feier des 13. Zusatzartikels in deramerikanischen Verfassung, der das Ende der Sklaverei einläutete. Zu ihrenaktuellen Projekten gehört etwa Gershwin on Broadway mit dem Bariton RobertSims und dem Pianisten Joseph Joubert. Ihre beachtliche Diskografie umfasst18 Alben mit mehrheitlich amerikanischer Musik, darunter die Solo-CDs Songsof Illumination mit Stücken zeitgenössischer afroamerikanischer Komponistenund Ah love, but a day, die Komponistinnen ins Zentrum rückt.Als Wissenschaftlerin ediert und veröffentlicht Louise Toppin auch selbstPartituren, darunter vier Bände mit Liedern von Adolphus Hailstork. Sie hältVorträge beim Rundfunk, auf Kongressen und an Universitäten wie Harvard.Louise Toppin leitet den George Shirley Gesangswettbewerb und die gemeinnützige Organisation Videmus, die das Repertoire afroamerikanischer Komponistinnen und Komponisten fördert. Zudem gründete sie das Recherche-Netzwerk africandiasporamusicproject.org, das Werke der afrikanischen Diaspora von1600 bis in die Gegenwart dokumentiert. Sie lehrt als Professorin für Gesang ander University of Michigan.
BIOGR AFIENLEAH HAWKINSSOPR ANDie in Philadelphia geborene Sopranistin Leah Hawkins gehört zu den aufstrebenden Sängerinnen der jüngeren Generation. Nach ihren ersten Erfolgen inden Vereinigten Staaten ist ihr der Schritt auf die internationalen Konzertbühnen in einem Senkrechtstart gelungen. Die aktuelle Saison eröffnete sie an derBayerischen Staatsoper in der Partie der Desdemona in Marina Abramovićs7 Deaths of Maria Callas – eine Rolle, die sie im September auch an die Opéranational de Paris führt.Viel Aufmerksamkeit erregte sie in den vergangenen Jahren als Stipendiatin im Lindemann Young Artist Development Program der Metropolitan OperaNew York, wo sie ihr Publikum mit Auftritten in George Gershwins Porgy andBess, Giuseppe Verdis Aida und Piotr Tschaikowskys Pique Dame begeisterte.Auch auf der Konzertbühne ist Leah Hawkins erfolgreich. So arbeitet sieregelmäßig mit renommierten Orchestern wie dem Baltimore SymphonyOrchestra und dem Philadelphia Orchestra. Auftritte führten sie zuletzt außerdem ans Moskauer Bolschoi-Theater, zu zahlreichen Festivals und ins WeißeHaus für ein Konzert vor dem französischen Präsidenten. Die Sopranistin erhieltbereits mehrere bedeutende Auszeichnungen, darunter Preise der George London Foundation und der Metropolitan Opera National Council Auditions.
LAWRENCE BROWNLEETENORAls prägende Persönlichkeit der internationalen Opernszene tritt LawrenceBrownlee sowohl als Sänger auf den großen Bühnen der Welt als auch alsStimme für Vielfalt in der Branche in Erscheinung. Er ist regelmäßiger Gastan den wichtigsten Opernhäusern, darunter die Metropolitan Opera, das Teatroalla Scala und die Bayerische Staatsoper. Zudem singt er in Konzertsälen wieder New Yorker Carnegie Hall und der Wigmore Hall London.Zu den musikalischen Höhepunkten der aktuellen Saison gehören seinRollendebüt als Edgardo in Lucia di Lammermoor am New National TheatreTokyo sowie Auftritte als Don Ramiro in La Cenerentola im Palau de les ArtsReina Sofía, als Arturo in I Puritani am Teatro dell’Opera di Roma und als Tonioin La Fille du Régiment an der Opéra Royal de Wallonie. Im Konzertbereich trater auf Bühnen wie der Lyric Opera of Chicago, der Houston Grand Opera undder Opera Philadelphia auf.Als leidenschaftlicher Verfechter von Vielfalt und Gleichberechtigung initiierte Lawrence Brownlee Projekte wie sein gefeiertes Soloprogramm Cyclesof My Being – ein Liederzyklus, der die Erfahrungen schwarzer Menschen imheutigen Amerika in den Mittelpunkt stellt –, mit dem er dreimal durch dieUSA tourte.Während der Corona-Pandemie rief Lawrence Brownlee außerdem innovative digitale Konzertformate ins Leben: So begann er im Mai 2020 eine wöchentliche Facebook-Live-Serie, die sich mit den Erfahrungen afroamerikanischerOpernsänger beschäftigt. Außerdem ist er Gastgeber der Videoreihe Coffee anda Song, in der befreundete Künstler Kunstlieder aus der Initimität ihrer eigenen Wohnung vortragen.
BIOGR AFIENTHOMAS HAMPSONBARITONDer US-amerikanische Bariton Thomas Hampson ist einer der facettenreichsten Sänger unserer Zeit und erlangte sowohl durch seine beeindruckendenkünstlerischen Fähigkeiten als auch durch seine Arbeit in der Kultur- undMusikvermittlung internationalen Ruhm. Mit seinem Opern r epertoire, dasmehr als 80 Rollen umfasst, und über 170 Einspielungen, die mit renommierten Preisen wie dem Grammy Award, dem Edison Award und dem Grand Prix duDisque ausgezeichnet wurden, beweist er seine außergewöhnliche stilistischeBandbreite.Thomas Hampson ist Honorarprofessor an der Philosophischen Fakultät derUniversität Heidelberg und Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London. Neben mehreren Ehrendoktorwürden trägt er den Titel »Kammersängerder Wiener Staatsoper« und wurde in Frankreich zum Commandeur de l’Ordredes Arts et des Lettres ernannt. 2017 erhielt er zusammen mit seinem langjährigen Klavierbegleiter Wolfram Rieger die Hugo-Wolf-Medaille der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie. Hampson ist Mitbegründer und KünstlerischerLeiter der Lied Akademie in Heidelberg.Als engagierter Förderer des Kunstlieds gründete er 2003 die HampsongFoundation, die den interkulturellen Austausch pflegt und vorantreibt. In diesem Rahmen entstand auch das umfangreiche Projekt Song of America, derenjüngstes Kapitel die Konzertreihe A Celebration of Black Music ist. Seine internationalen Meisterkurse werden von Medici.tv, der Manhattan School of Musicund auf dem Livestream-Kanal der Hampsong Foundation übertragen. BeimKlassik-Streaming-Dienst Idagio unterhält er zwei Sendungen, darunter dasFormat Thursdays with Thomas, in der zuletzt auch der Elbphilharmonie-Indentant Christoph Lieben-Seutter zu Gast war.
DIE DEUTSCHE KAMMERPHILHARMONIE BREMENDie Deutsche Kammerphilharmonie Bremen ist eines der internationalführenden Orchester und begeistert mit ihrem einzigartigen Musizierstil weltweit ihr Publikum. Künstlerischer Leiter ist seit 2004 der estnische DirigentPaavo Järvi.Ein Höhepunkt ihrer langjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit war dasBeethoven-Projekt, auf das sich Dirigent und Orchester sechs Jahre langkonzentrierten und das weltweit von Publikum und Presse als maßstabsetzend bejubelt wurde. Mit dem gesamten Zyklus der neun Sinfonien begeisterten sie unter anderem in Paris, Tokio, Straßburg, Warschau, São Paulo sowiebeim Beethovenfest Bonn und den Salzburger Festspielen. Auch die CD-Einspielungen wurden von Kritikern weltweit gefeiert. Darüber hinaus entstandeine mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete TV- und DVD- D okumentationdes Projekts.
BIOGR AFIENIm Anschluss setzten sich Die Deutsche KammerphilharmonieBremen und Paavo Järvi ebenso erfolgreich mit den Sinfonien Robert Schumanns auseinander. Aktuelles Großprojektsind die Sinfonien von Johannes Brahms, die mittlerweile vollständig auf CD vorliegen. Schon die 2017 erschienene CD mitder Zweiten Sinfonie und den Ouvertüren, ausgezeichnet mitdem Opus Klassik, ist laut SWR ein »rhetorischer Jungbrunnen für den ›alten‹ Brahms«. Ein besonderes Highlight bildetedie Aufführung seines Deutschen Requiems im Bremer Dom2018 anlässlich des 150. Jubiläums der Uraufführung in Bremen. Die TV- und DVD-Dokumentation The Brahms Code warlaut der Jury des Preises der Deutschen Schallplattenkritikder beste Musikfilm des Jahres 2020.Daneben widmen sich die Orchestermitglieder mit großempersönlichem Engagement den gemeinsamen Projekten mitder Gesamtschule Bremen-Ost, in deren Gebäudekomplex sichdas Probendomizil des Orchesters befindet. Dieses »Zukunfts labor« wurde mit mehreren Auszeichnungen bedacht, darunter der Zukunftsaward 2007 als »beste soziale Innovation«.Die Musiker verfolgen hier das Ziel, mittels Musik individuelles Wachstum zu fördern. 2009 ernannte der Staatsminister fürKultur die Zusammenarbeit zum Modellprojekt.2008 wurde der Deutschen Kammerphilharmonie Bremenfür die gelungene Verbindung von Unternehmertum und Kulturder renommierte Deutsche Gründerpreis verliehen. Als erstesOrchester erhielt sie 2010 für ihr editorisches Gesamtwerk dieEhrenurkunde des Preises der deutschen Schallplattenkritik;Deutschlandfunk Kultur rief die Kammerphilharmonie 2016 zumersten »Orchester des Jahres« überhaupt aus; beim RheingauMusik Festival war sie 2019 das erste Residenzorchester undwurde mit dem Rheingau Musik Preis ausgezeichnet.Mit der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle ist die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen bereits seit vielen Jahrendurch eine eigene Konzertreihe eng verbunden. Ihren Einstandin der Elbphilharmonie feierte sie im März 2017, seither ist sieregelmäßig in Hamburg zu Gast.
Infos zu Thomas Hampsonfinden Sie bei uns.Erfahren Sie mehr und bestellen SieIhre kostenlose Ausgabe direkt beim Verlag014 17 Hampson.qxp:Muster ff.qxd30.11.201017:24 UhrSeite 14014 17 Hampson.qxp:Muster ff.qxd30.11.201017:24 UhrSeite 15Foto: Dario AcostaINTERPRETENAusgabe 1/11Licht und VibrationMahler satt: In der Jubiläumssaison 2010/11 widmet Thomas Hampson Gustav Mahler rund 60internationale Auftritte. Marcus Stäbler hat mit dem amerikanischen Bariton gesprochen, der nicht nur zueinem der bedeutendsten Mahler-Interpreten, sondern auch zu einem angesehenen Forscher wurde.Bzu beinahe jedem Aspekt der Mahlereim doppelten Ausruf „O weh!“Lieder, inklusive ihrer literarischen Hinerreicht Thomas Hampson einetergründe. Er hat sich beispielsweise inatemberaubende Intensität: Datensiv mit der Bedeutung von Friedrichscheint es so, als hätte er selbst das „glüRückert für das Liedschaffen beschäfhend Messer“ in der Brust, das „so tief intigt. „Mahler selbst hat ja gesagt, dass erjede Freud und jede Lust“ hineinschneinach den ,Wunderhorn-Liedern’ mit ihdet. Der Bariton macht den romantischenrer Dritte-Person-Perspektive nur nochLiebesschmerz aus Mahlers Zyklus „LieTexte vertonen konnte, die aus der ersder eines fahrenden Gesellen“ zum draten Person sprechen. Dieser Wandel –matischen Höhepunkt seines Liederder in der deutschen Lyrik überhauptabends in der Hamburger Laeiszhalle –erst mit Heine eingetreten ist – spiegeltindem er sich dessen Gefühlswelt sängesich in den Gedichten von Rückert. Aberrisch aneignet. Hampson kennt nichtich glaube, das ist noch nicht alles. Rübloß die Texte der Lieder auswendig,ckert war ein Übersetzer, ein Forscher,nein, ihr Ausdrucksgehalt ist ihm längstein Orientalistik-Professor – und ichin Fleisch und Blut übergegangen.bin sicher, Mahler war auch vom östliWenn die Musik es will, überschreitetchen Einfluss der Texte fasziniert, voner auch mal absichtlich die Grenzen desihren mitunter buddhistisch inspirierSchönklangs – wie etwa beim extremten Aussagen über existenspitz geschärften i-Vokalin dem Satz „Ich mag es Längst ist Thomas zielle Fragen nach Gottund nach der Liebe.“halt nit“, mit dem sich einHampson dieDiesen Hintergrund, sojunges Büberle der AvanMusik Mahlers in Hampson,dürfe man auchcen einer Frau erwehrt. SoFleisch und Blut bei den „Kindertotenliebetont Hampson diedern“ nicht aus den n. „Die Stücke werdige Note des Textes. Umden zu oft auf den Aspekt der totenso stärker wirkt der Kontrast zur dunklenKinder reduziert. Es ist schon bemerFärbung der anschließenden „Kinderkenswert, dass Mahler die fünf Stücke –totenlieder“. In den „Rückert-Liedern“,anders als sonst – ganz ausdrücklich alsam Ende des Konzerts, singt der BaritonZyklus komponiert hat, der nur in dieoft mit geschlossenen Augen: Keineser Reihenfolge und nur in dieser TonartFrage, diese Musik liegt ihm wirklich amaufgeführt werden soll. Das heißt, erund im Herzen.scheint eine übergeordnete BotschaftDas ist auch beim Gespräch deutlichim Sinn gehabt zu haben. Ich glaube, eszu merken: Ein kurzes Stichwort reichtging dabei um die Transzendenz desvöllig aus – und schon hält der 55-JähMenschlichen, um eine Vorahnung desrige aus dem Stegreif in hervorragensen, was dann im ,Lied von der Erde’dem Deutsch einen spannenden Vortrag14„ Für schöneHampson liveAm 2. März findet im Rolf-Liebermann-Studio des NDR in Hamburg ein Kolloquiummit Thomas Hampson zum Thema „Mahler’s Life throuhg his Songs“statt. Bereits amVorabend gibt der Bariton in der Laeiszhalle gemeinsam mit seinem KlavierpartnerWolfgang Rieger ein Recital, in dessen Zentrum Mahlers „Wunderhornlieder“ stehen.Karten und Informationen unter www.elbphilharmonie.de/events.Vom 16. bis zum 27. März veranstaltet der Heidelberger Frühling seine erste„Lied Academy“: eine Veranstaltung mit Meisterkursen, Workshops, Vorträgenund Konzerten unter der künstlerischen Leitung von Thomas Hampson. WeitereInformationen unter www.heide
Pause William Levi Dawson (1899–1990) Negro Folk Symphony (1934/1952) The Bond of Africa . die ganze Geschichte des Lieds in den USA darstellen. Das neue Kapitel ist besonders interessant: »A Celebration of Black Music«. Seit vielen Jahre